7. Dezember: Nora

Nora


„Wieso habe ich das Gefühl, dass du etwas vor mir verheimlichst?“ Ich beobachte Elena nun schon eine Weile und immer wieder sieht sie mich an, nur um kurz darauf die Augenbrauen zusammenzuziehen und den Kopf zu schütteln. Ertappt schaut sie von ihrem Tisch auf, den sie schon seit fünf Minuten putzt. 

„Ich weiß nicht, was du meinst. Komm, wir müssen noch ein paar Sachen vorbereiten, bevor das Café öffnet.“ Sie lügt. Ich verschränke die Arme und stelle mich zwischen sie und den Tisch. „Spuck es einfach aus.“

Elena sieht mich schuldbewusst an und spricht dann so schnell, dass ich es fast nicht verstehe: „Simon war gestern da und wollte sein Buch zurückhaben, aber ich dachte mir, dass du es ihm geben willst, weil du dann deinen Crush endlich sehen kannst. Jedenfalls kommt er heute hierher und will sein Buch zurück. Und vielleicht ist er minimal angepisst, weil mir herausgerutscht ist, dass wir das Buch geöffnet haben. Auch wenn das theoretisch gar nicht wir waren, sondern das Fenster, aber das macht ja keinen Unterschied. Und na ja, das war es eigentlich schon.“

Elena atmet tief aus und sieht mich an, als würde sie Schelte erwarten.

„Simon kommt heute?“, frage ich nur.

Elena nickt.

„Und er ist wütend?“

Elena denkt kurz nach und zuckt dann mit den Schultern. „Wütend ist ein starkes Wort. Genervt trifft es eher.“

„Wütend auf … mich?“

„Nein! Nein, auf mich. Du kannst ja nichts dafür.“ Meine Freundin hält mich an den Händen. „Wenn er heute kommt, dann gibst du ihm einfach das Buch. Such dir einen neuen Schwarm, diesen habe ich für dich vermasselt.“

„Er ist nicht mein Schwarm. Ich fand ihn nur, na ja, süß.“

„Wie dem auch sei. Benimm dich einfach normal und sei cool.“

Ich denke mir, dass das zwei komplett verschiedene Dinge sind, aber ich verstehe, was sie meint. Cool sein. Normal sein. 

Es ist allerdings schwer komplett cool zu bleiben, wenn ich jedes Mal zusammenschrecke, sobald die Glocke über der Tür klingelt. 


Gegen Mittag beginne ich das Klingeln auszublenden. Meine Nervosität legt sich und ich beginne zu hoffen, dass er gar nicht kommt.

Doch dann klingelt die Glocke.