5. Dezember: Simon

Simon


Alex muss denken, ich sei verrückt geworden, so wie ich da inmitten meines auseinandergenommenen Zimmers sitze. Es herrscht pures Chaos. Alles liegt entweder auf dem Bett, auf dem Boden oder auf der Kommode verstreut.

„Ich kann es nicht finden.“ Verzweifelt lege ich meinen Kopf in die Hände. Atme tief durch und schaue dann wieder Alex an, der den Zustand meines Zimmers untersucht.

„Dein Tagebuch?“ Er schält eine Mandarine und steckt sich ein Stück zwischen die Lippen. 

„Es ist kein Tagebuch. Es ist einfach … wichtig.“

Streng genommen war es ja kein Tagebuch. Ist. Es ist kein Tagebuch. Ich darf nicht aufgeben. Es wird wieder zu mir finden.

„Dann eben kein Tagebuch.“ Alex schiebt gleich noch ein Stück Mandarine nach. „Seit wann hast du es denn verloren?“

Ich denke kurz nach. „Freitagmorgen hatte ich es in der Uni schon vermisst, als habe ich es vielleicht am Donnerstag verloren? Ich weiß, dass ich es Donnerstagvormittag noch für Notizen benutzt habe.“

Alex lehnt sich an den Türrahmen. „Was hast du also Donnerstagnachmittag bzw. Abend gemacht? Warst du irgendwo?“

Was habe ich an diesem Tag getan? War ich im Park? Einkaufen? In der Wohnung? 

„Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.“

Während ich nachdenke, zieht Alex sein Handy heraus und tippt eine Weile darauf herum.

„Ale! Ale! Aleeeeee, komm zum Hug in a Mug Café! Draußen ist es kalt, ich warte drinnen auf dich.“ Alex sieht mich an, als sollte ich mit dieser Information irgendwas anfangen können.

„Nachricht geschickt um 15.34. Das heißt, du warst dort Donnerstagnachmittag. Vielleicht hast du es im Café liegen lassen.“

Ich springe auf. „Alex du Genie! Wir müssen sofort dahin!“

Alex bremst mich, als ich durch die Tür stürmen will. 

„Nein, stopp. In einer halben Stunde beginnt der Krampusumzug und du hast mir versprochen, dass du mit mir gehen wirst. Zieh dir drei Paar Hosen an und lass uns gehen.“

„Aber …“ Alex lässt mich mit einer Geste verstummen. Es hat keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. „Dann gehe ich eben morgen.“

„Mach das. So ein schönes Buch haben sie bestimmt nicht weggeworfen.“

Ich nicke und hoffe, dass Alex, wie immer recht hat.