3. Dezember: Sara

Sara


Als Simons Familie zusammen um den Adventskranz sitzt, tritt eine merkwürdige Stille ein. Sonst war es immer Simon, der die Lieder angestimmt und alle mit dem Weihnachtsfieber angesteckt hat. Doch heuer ist er nicht hier – zum ersten Mal.

Sara schaut in die Runde. Ihre Mutter blättert im Gesangbuch, auf der Suche nach irgendeinem Lied, welches sie auch ohne Simons Gitarre singen könnten. Ihr Vater schlürft am viel zu heißen Tee und verdrückt ein paar Lebkuchen.

Sie vermisst ihren Bruder. Das würde sie natürlich nie laut aussprechen, aber in solchen Situationen macht sich seine Abwesenheit bemerkbar auf eine Weise, die ihr das Herz bricht.

„Meine Güte, er ist nicht tot!“, murmelt sie, teils um sich selbst zu erinnern, dass ihr Bruder nur drei Stunden entfernt studiert und teils, um ihre Familie aus dieser komischen Stille zu zerren. „Lasst uns singen, Kekse essen und quatschen, wir können ihn ja mit Videoanruf zuschalten.“

Saras Mutter sieht ihr Tochter erleichtert an. „Das ist eine wundervolle Idee, warum sind wir nicht früher darauf gekommen?“

Also ruft Sara ihren Bruder an, der nur zu gern den ersten Advent mit seiner Familie feiern würde, aber nun mal nicht Zeit hatte.

Sara lächelt, als Simon mitsingt und die Leitung immer wieder stockt, so, dass er nicht im richtigen Tempo ist. 

Vielleicht ist der erste Advent gar nicht so schlecht gelaufen.