1. Dezember: Nora

Nora

„Santa Baby, I want a yacht and really that's not a lot ..“ Leise mitsingend, wische ich den Tisch ab, der gerade frei geworden ist. Eine Haarsträhne fällt mir ins Gesicht und ich entferne sie mit dem Handrücken, ohne aufzuhören, den Tisch zu putzen. 

„Nora!“

Ich drehe mich zur Theke um, wo sich schon eine Schlange von Leuten gebildet hat. Elena, meine Mitarbeiterin und beste Freundin, sieht mich um Hilfe flehend an, während sie Milch aufschäumt.

Ich seufze. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, sobald ich mir vorstelle, mit so vielen Leuten unter Stress zu interagieren. Mit schnellen Schritten erreiche ich die Bar und wasche mir die Hände, bevor ich ein Lächeln aufsetze, mich umdrehe und mich nach der Bestellung des Gastes erkundige.

„Ich bekomme schon“, erwidert der Mann vor mir, der kaum von seinem Handy aufschaut, eher mürrisch und mein Herz sackt mir in die Hose. Mein Lächeln versteift sich und ich wende mich an die nächste Person: „Was kann ich für Sie zubereiten?“

„Einen Spekulatius Latte, bitte.“ Die junge Frau vor mir strahlt vor Freude.

„Ausgezeichnete Wahl!“ Ich will mich schon umdrehen und das Getränk vorbereiten, da klingelt die Glocke über der Tür. Auf Zehenspitzen versuche ich einen Blick zu erhaschen, bis ich das Räuspern von Elena höre.

„Erwartest du etwa jemand Bestimmtes?“ Sie zwinkert mir zu.

„Äh, nein!“ Meine Wangen werden heiß und ich werfe ein Geschirrtuch nach ihr. „Arbeite einfach weiter.“

Elena lacht, doch belässt es dabei, denn sie kennt die wahre Antwort sowieso. 

Während ich den Spekulatius-Sirup in den Messbecher gieße, fällt mein Blick auf ein bestimmtes Lederbuch und meine Wangen werden wieder warm.