17. Dezember: Simon
Simon
“Sie hat ihren Schal hier liegengelassen.” Alex steht mit dem Beweisstück in der Hand vor mir, als würde es mehr bedeuten.
“Und?” Fragend sehe ich auch Greta an, die auf der Couch sitzt und sich ein K-Drama ansieht und uns nicht beachtet.
“Und? Das bedeutet natürlich, dass sie dich wiedersehen will.” Alex spricht wie mit einem Kindergartenkind.
“Was? Sie hat ihn aus Versehen hier vergessen. So wie ich mein Notizbuch im Café vergessen habe.”
Alex kommt auf mich zu und legt seine Hand auf meine Schulter. “Wir haben doch schon geklärt, dass das dein strategischer Move war.”
Ich will es schon abstreiten, da hält mir Alex den Mund zu. “Ein unbewusster, strategischer Move.”
Ich überlege kurz, wie ich argumentieren könnte, aber Greta ist schneller. “Ich denke nicht, dass sie ihn bewusst hier liegengelassen hat.”
Irgendwie bin ich enttäuscht, als sie das sagt, obwohl ich genau dasselbe gesagt habe, aber sie das sagen zu hören, tut auf seltsame Weise weh.
Greta pausiert ihre Serie und dreht sich zu mir. “Versteh mich nicht falsch. Ich bin mir sicher, sie will dich sehen. Gestern hat es zwischen euch eindeutig geknistert und sie mag dich eindeutig. Ich denke aber nicht, dass sie irgendein Psychospiel mit dir spielt, nur um dich wiederzusehen. Nora ist ein nettes Mädchen, vielleicht würde es einfach reichen, sie um ein Date zu bitten. Und zwar du, Simon. Alex hat, meiner Meinung nach, schon genug eingegriffen. ” Alex und ich starren sie an. “Das war mein Beitrag zu dem Ganzen.” Sie dreht sich um und sieht weiter Serie.
“Du hast Greta gehört. Nora mag dich. Du hast nichts zu verlieren. Wenn sie ‘Nein’ sagt, dann musst du sie nie wieder sehen.”
Er hat recht. Ich habe nichts zu verlieren. “Ich gehe zu ihr. Jetzt sofort.”
Ich will mir schon die Schuhe anziehen, da erinnert mich Simon an ein wichtiges Detail.
“Heute ist Sonntag. Sie haben geschlossen.”