23. Dezember: Simon

Simon


Als ich aufwache, ist es draußen noch immer dunkel. Ich kann nur dank der Straßenbeleuchtung die fallenden Schneeflocken ausmachen. Eine Weile schaue ich dem Schneefall zu, doch dann drehe ich den Kopf zur Seite und sehe Nora, die von mir weggedreht neben mir schläft und tief ein und ausatmet. Gerade als ich die Augen schließe, raschelt die Decke und Nora dreht sich zu mir um und legt ihren Arm auf meine Schulter. 

Mein Atem stockt. 

Nora scheint noch nicht zufrieden zu sein und rückt näher an mich heran und legt ihren Arm weiter um mich. Ihr Gesicht kuschelt sie an meine Brust und plötzlich befürchte ich, dass mein Herzschlag sie aufwecken könnte. Ich rücke ein Stück von ihr ab.

Die Bettdecke ist ihr bis zur Hüfte hinuntergerutscht und ich ziehe sie bis an ihre Schulter, damit sie nicht friert. Vorsichtig glätte ich die Decke und lasse meine Hand dann auf ihrer Schulter liegen, doch als ich ihr ins Gesicht sind ihre Augen geöffnet. Verschlafen blinzelt Nora mich an und mustert dann ihren Arm, der um mich gelegt ist. 

“Ähm”, sie räuspert sich, “Träume ich gerade?”

“Nein?”

“Interessant.” Sie wirkt verwirrt, doch rutscht nicht zurück auf ihre Seite des Bettes. Nora sieht sich im Rum um und ihr Blick fällt auf das Fenster. “Es schneit ja.”

Ich folge ihrem Blick. “Jetzt wäre der Schnee noch frisch. Perfekt für einen Schneemann.”

Plötzlich richtet sich Nora auf. “Wollen wir einen Schneemann bauen?” Abgesehen von ihrer rauen Stimme, würde man nicht merken, dass sie gerade erst aufgewacht ist.

Ich nicke und werfe die Decke zurück, um mich bereitzumachen für unser frühmorgendliches Abenteuer. Wir beschließen, das Pyjama anzubehalten und einfach unsere Wintersachen darüber anzuziehen. 

Wir schleichen uns aus dem Haus und Nora wirft sich in den frischen Schnee, während ich ihr leise lachend dabei zusehe.

“Komm! Mach du auch einen Schneeengel!” Nora reicht mir ihre Hand und als ich sie ihr reiche, zieht sie mich nach unten. Sie hat offensichtlich nicht bedacht, dass ich direkt auf sie fallen würde. Im letzten Moment kann ich mich noch abstützen, sodass ich sie nicht verletze. 

Mit großen Augen sieht sie zu mir hoch. Keiner von uns spricht. Keiner von uns bewegt sich. 

Langsam hebt sie ihren Kopf und gibt mir einen leichten Kuss auf die Wange. Dann lässt sie ihren Kopf wieder zurück in den Schnee sinken und weicht meinem Blick aus. 

“Du …” Ich schlucke. “Du magst mich?”

Nora lächelt mich an und meint nur: “Ist das nicht offensichtlich?”