12. Dezember: Elena

Elena


Elena vermisst Nora. Ohne sie macht die Arbeit im Café gar keinen Spaß. Normalerweise singen und tanzen sie, während sie das Café bereit für die Öffnung machen. Heute ist sie jedoch alleine. Keine Nora. Also kein Spaß.

Sie hofft und betet, dass irgendetwas geschieht, von dem sie Nora später erzählen kann, doch ihre Chancen sind gering. Es wird bestimmt ein langweiliger Tag, so wie immer, wenn Nora nicht arbeitet.

Mit dem Fuß auf den Boden tippend steht sie da und wartet auf Kundschaft. Es ist ein ruhiger Tag und ihre Hoffnung auf Tratsch sinkt. Doch dann betritt ein Junge, etwa in ihrem Alter, das Café und sieht sich kurz um, bevor er auf Elena zugeht.

“Ist Nora hier?” Er flüstert es, als dürfte es Nora auf keinen Fall hören.

Seit wann ist Nora so beliebt, denkt sich Elena, doch sie schüttelt einfach den Kopf. “Nora ist heute nicht hier.”

“Gut, gut.” Der Junge nickt, aber ganz vertraut er Elena noch nicht, denn er sieht sich immer noch misstrauisch um. 

“Kann ich dir sonst irgendwie helfen?” 

Der Junge streckt ihr seine Hand entgegen: “Ich bin Alex. Vielleicht kennst du meinen besten Freund, Simon?”

Simon? “Der, der das Notizbuch hier liegengelassen hat?”

Alex lächelt. “Genau der.” Er zögert. “Jedenfalls wollte ich dich etwas fragen, bezüglich deiner Freundin.”

Uhh, Tratsch. Das ist ja, was Elena wollte.

“Und das wäre?”

“Na ja, wie würdest du sagen, deiner Meinung nach, stehen die Chancen, dass Nora meinen Freund mag?”

Elena kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Wenn Nora von diesem Gespräch wüsste, dann würde sie sich in den Boden schämen.

“Warum sollte ich dir das sagen?”, erwidert Elena.

“Also, Simon ist schon seit Wochen in Nora verknallt und ich wollte meinem besten Kumpel nur behilflich sein und ihn eventuell verkuppeln, aber dafür brauche ich deine Hilfe und … na ja die Gewissheit, dass Nora ihn auch mag.”

“Was würdest du tun, wenn ich dir sagen würde, dass Nora deinen Freund mag?”

“Das weiß ich noch nicht, so weit habe ich noch nicht gedacht.” Alex kratzt sich am Kopf und überlegt kurz.

“Wir könnten sie in einen Raum sperren”, schlägt Alex vor.

Elena schüttelt den Kopf. “Nora hat Platzangst.”

“Du gehst mit ihr Schlittschuhfahren und ich mit Simon und wir lassen sie alleine.”

“Nora kann nicht Eislaufen.”

“Ich könnte eine Party organisieren und ihr seid eingeladen.”

Elena will schon sagen, dass es eine schlechte Idee ist, doch als sie darüber nachdenkt, findet sie den Vorschlag gar nicht mal so schlecht.

“Das würde … funktionieren.”

Alex zieht sein Handy heraus und reicht es Elena und seine Augen funkeln. “Gib mir deine Nummer, dann schicke ich dir die Details.” 

Elena tippt ihr Nummer ein und gibt Alex sein Handy zurück.

“Gut, dann wäre das erledigt. Ich melde mich bei dir.” Der Junge dreht sich um und verschwindet durch die Tür.

Jetzt hat Elena zwar Tratsch, doch diesen kann sie Nora nicht erzählen.